Es war spät geworden als ich heim fuhr von Rosenheim. Die Sonne hatte ihren
Tageslauf vollbracht, ein Rest von ihrem Licht verfärbte noch den Himmel. Vom
Horizont hoben sich wie eine schwarze Silhouette die Kette der Berge ab. Und es
gab niemanden, der mich daheim erwartete.
So kehrte ich noch in der Post in Rohrdorf ein, wo ich mehr zuhause bin als daheim. Mein kleiner – für eine Person grad groß genuger – Tisch war frei. Die Anneliese begrüßte mich, und schon bald stand das
Abendmahl und ein erfrischendes Bier vor mir.
Noch ein Viertele gestattete ich mir, las ein paar eingegangene E-Mails,
beantwortete noch eine und entschloss mich dann zu gehn, wegen des Restbestands
von Blut im Alkohol, blieb aber am Stammtisch hängen, an dem sich die nicht mehr
beschäftigten Bedienerinnen mit der Chefin zu einem Hauswein niedergelassen
hatten. Nun ja, ein Achtel erlaube ich mir noch, dacht’ ich, und fühlte mich
wohl beim Wein und den Gesprächen.
Grad wollte ich wieder gehen, da kam eine Gruppe von Damen und brachten mir
ein Ständchen, als ich erklärte, auf ein weiteres Glas Wein leider verzichten zu müssen.
Was dann geschah, kann sehen wer mag, wenn er hier das
Video startet.
Erwähnt sei noch, dass ich gut nach Hause gekommen bin und trotz
schlechten Gewissens tief und lange schlief.
Weil ich allein bin,
Hab ich den Wein
Mir zum Gefährten gemacht.
Wer spricht so und redet
So Weises und wacht
Mit mir bis tief in die Nacht?
Das ist die erste Strophe von Brittings Gedicht »Lob des Weines«.