Von Hans-Joachim Schuldt, 4. März 1920 – 19. März 2018, posthum also
Foto Jörn |
Er ist einer von jenen, mit denen man vortrefflich und auf ordentlich gehobenen Niveau streiten kann und sich versöhnen. Wobei ich immer das Gefühl habe, am Ende wird er zu guter Letzt recht behalten haben – oder keiner von uns, sonst wer oder ein anderer.
Bis dahin »bedarf es oft eines langen Kampfes«, gespreizt gesprochen, ein wenig weinselig, bereits und doch voll heißlaufender Kampfeslust trotz gekühlter Temperierung. Also das alles vollzieht sich nicht im hitzigen Gefecht – was nicht ausschließt, daß*) die Wogen auch mal Schaumkronen tragen. Aber wie bei Ebbe und Flut fließt das brandende Wasser unterdessen unter diesen wieder glatt und mäßigend zurück. Oder irgendwie so.
Jetzt aber, nach dem Spätleseanwurf, galt es ihm zu widersprechen:
»Eine Spätlese, mein lieber Freund, die bin ich nicht, da irrst du ganz gewaltig – wie kommst’n auf so eine Idee?«
»Das ist doch ganz einfach«, sagt’r, »bedenke: ›In Vino Veritas‹, du hast sie (wen oder was frag’ ich mich) spät gefunden, und so bist du eben eine Spätlese.«
»Aber, mein Lieber, Veritas liegt nicht nur in einer Spätlese, sondern auch in allen anderen Stadien und Prädikaten«, gab ich zu bedenken, etwas vage zwar, aber doch.
Bis er dann sagte: »Aber ein ›Heuriger‹ bist du doch nun wirklich nicht!«.
Dem habe ich dann zugestimmt, aber mit dem Hinweis, daß das auch für den der Veritasspruch gilt.
Wir hatten nun alle Prädikate von Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese bis zum Eiswein für einen passenderen Begriff für meine Person durchkostet (bittesehr: symbolisch nur) und hatten uns dabei angehört, was Georg Britting in seinem »Lob des Weines« zum Thema zu sagen wußte, und das soll allhier nicht verschwiegen bleiben, weinselig oder schon beduselt..
»Eine Spätlese, mein lieber Freund, die bin ich nicht, da irrst du ganz gewaltig – wie kommst’n auf so eine Idee?«
»Das ist doch ganz einfach«, sagt’r, »bedenke: ›In Vino Veritas‹, du hast sie (wen oder was frag’ ich mich) spät gefunden, und so bist du eben eine Spätlese.«
»Aber, mein Lieber, Veritas liegt nicht nur in einer Spätlese, sondern auch in allen anderen Stadien und Prädikaten«, gab ich zu bedenken, etwas vage zwar, aber doch.
Bis er dann sagte: »Aber ein ›Heuriger‹ bist du doch nun wirklich nicht!«.
Dem habe ich dann zugestimmt, aber mit dem Hinweis, daß das auch für den der Veritasspruch gilt.
Wir hatten nun alle Prädikate von Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese bis zum Eiswein für einen passenderen Begriff für meine Person durchkostet (bittesehr: symbolisch nur) und hatten uns dabei angehört, was Georg Britting in seinem »Lob des Weines« zum Thema zu sagen wußte, und das soll allhier nicht verschwiegen bleiben, weinselig oder schon beduselt..
Weißer Wein, der unruhig übers Glas drängt,
Perlend wie der Wortschwall der Mädchen, wenn
sie
Aug’ in Auge mit dem Ersehnten ihre
Liebe verbergen,
Honigfarbner, koboldisch glühend, wenn der
Taumel rast bei Hochzeit und Taufe, mondschein-
Gelber, zarter, voll von Empfindung wie der
Vers eines Dichters,
Und der grüne, Hoffnungen weckend, grün wie
Morgenduft des kommenden Freudentages,
Ist der rechte Trunk für die Jugend, für die
Glänzenden Männer.
Doch der rote, Herz und die Glieder wärmend,
Dunkler, aus der Landschaft Burgund, der süßen,
Oder sanfter Wein von Bordeaux gehört den
Späteren Tagen,
Der schon still verzichtenden Weisheit - nicht
zu
Sprung und Taten reizt er das alte Blut, er
Gibt ihm, das schon langsamer hinrollt, Kraft
und
Schönes Gefälle,
Macht das ungesellige Zimmer rosig,
Bringt die schon gegangenen Freunde wieder:
Glück des grauen Hauptes, das einsam hinlebt,
Labsal des Alters!
Ein passendes Prädikat für die gesuchte Bezeichnung
einer Person war auch hier nicht zu finden, nur zwei passende Zeilen – es sind
die beiden letzten – die aber geben
keine Namensbezeichnung.
Mein Freund hatte das mit einem alten Rotwein
gefüllte Glas erhoben, hielt es nachdenklich gegen das Licht und bemerkte
plötzlich »das Glas hatte ja einmal einen Goldrand«, »verwehte Spuren glücklicher
Zeiten« sinnierte er poetisch, mir hingegen lief es eiskalt über den Rücken, nie
hatten wir Gläser mit Goldrand, immer nur glasklare ungeschliffene, um dem Wein
nicht den optischen Reiz zu rauben! So hob denn ich auch mein Glas – und oh
Wunder, auch er wies Spuren der goldenen Vergangenheit auf! Auf die tranken wir, im goldenen Licht alter Zeiten stiegen sie empor – weintrunkene
Erinnerungen.
Als es mir so eiskalt über den Rücken lief, fiel mir
ein passendes Prädikat ein: Eiswein! Ja, der passt! Er ist die Endstufe. Es sind
die Trauben der Beerenauslese, die so lange am Rebstock bleiben müssen, bis sie
bei Dauerfrost von mindestens 7° gefrieren. Es zeichnet sie eine harmonische
Balance von reifer Fruchtsüße und animierender frischer Säure aus, und »ein wenig
Bitteres darf in allem sein«! http://www.britting.de/gedichte/4-110.html
Die Ränder unserer Gläser verfärbten sich an diesem
Abend noch mehr, es war ein harmonischer Abend – ich habe ihn jedoch
nicht so genossen, wie ich es getan hätte, wären nicht Spuren vom Goldrand zu
sehen gewesen, wie jetzt, da er gegangen ist und ich die Gläser gründlich
abgewaschen habe.
Es bestätigt sich hiermit wieder, was Britting sagte: »Kein Bild ist Betrug«! http://www.britting.de/gedichte/4-110.html
[Gedanken zu Brittings Windlicht und dem betrügerischen Bild hier:
http://blogabissl.blogspot.com/2017/05/brittings-windlicht.html ]
Es bestätigt sich hiermit wieder, was Britting sagte: »Kein Bild ist Betrug«! http://www.britting.de/gedichte/4-110.html
[Gedanken zu Brittings Windlicht und dem betrügerischen Bild hier:
http://blogabissl.blogspot.com/2017/05/brittings-windlicht.html ]
Hans-Joachim Schuld,
vormals Wendelsteinstr. 3, 83101 Höhenmoos
vormals Wendelsteinstr. 3, 83101 Höhenmoos
Url: www.britting.de,
genaugenommen die Schuldt’sche http://www.britting.de/index.htm
*) Hab ich ausnahmsweise nicht wegkorrigiert, Schuldt war ein »Alt-Schreiber«, fj
genaugenommen die Schuldt’sche http://www.britting.de/index.htm
*) Hab ich ausnahmsweise nicht wegkorrigiert, Schuldt war ein »Alt-Schreiber«, fj
https://brittingblog.blogspot.com/2018/04/eiswein.html