Dies ist eine Geschichte, fast ein Drama, aus der christkatholischen Fastenzeit. Es erzählt von einem eiskalten Fisch, der nichts dafür kann, einem hungrig Heizenden und Handelnden, der an allem Schuldt ist, und drumherum das reine, zarte Bangen, oder soll ich bloß sagen: Oberbayern.
Angefangen hat es mit einem einsamen Mittagessen.
»Loup de mer« (Wolfsbarsch, Dicentrarchus labrax), AD 2011, aus dem Tiefkühlfach – Ipad-Foto Schuldt |
Nach dem Mahle reimte dann der Herr:
Liebe Marion!
Jetzt habe ich einen Engel aufgefressen! – (schreibt er wörtlich.)
Und das war der von dir, der mit den weißen Locken! – Mitgefressen!
Und süß!
Wen und was soll er nun beschützen?
Du siehst, nichts hält ewig!
– bis auf unsere Liebe!
Und er unterzeichnet frohgemuth:
Dein englelverschlingender, alter Hans.
Mannhaft erklärt er am Ende sachlich-ungereimt:
Heut Mittag gab’s einen »Mer de loup« aus dem Jahr 2011. Köstlich!
Antwort von Marion:
Aber Hans, um Gottes Willen, aus 2011!!!!!!!!!!!!!
Ich möchte stündlich ein Lebenszeichen von dir, bis morgen früh ....
Hast du den so lange im Eisfach schmoren lassen, das sollst du nicht, nicht länger als drei Monate, aber du bist ein Haudegen, du überlebst ......
(»Schmoren« im Eisfach? Wieder einmal ein leicht verqueres sprachliches Bild. Das kommt von der Erregung. Außerdem gibt’s deutsch noch kein »in 2011« oder »aus 2011«, nur im Englischen ohne was davor, das hatte Schuldt richtiger. Die Redaktion)
Darauf der alte Genießer:
Befehlsgemäß meld’ ich mich stündlich
– und das tu ich sehr gründlich – (schon, damit sich’s reimt!)
Mit einm Engelchen im Bauch
Und einem alten Fischlein auch.
Bisher bewirkte der »Mer de loup«
Noch nicht mal einen ... !
Doch sowas Ungereimtes sagt man nicht,
Iss lieber du den Fisch stets frisch!
Ach Marion, gefroren hatte der schon so lange,
Da war ich mir doch garnicht bange! –
Sollt’ noch einen ich im Eisschrank finden,
Fürwahr! – könnt ich mich sicherlich nicht überwinden! (wozu?)
So habe du denn keine Angst
Um deinen Hans.
Du weißt es doch! Der kann’s.
Nur fehlt die vierte Zeile leider ganz!
Soweit die Ballade vom »Meereswolf« (sag’ i).
Höhergeistiges unter Lupus in fabula.
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Die Aufbewahrungszeit von Tiefkühlfisch in der Truhe wird ganz unterschiedlich eingeschätzt. Einmal sind’s bloß drei Monate (das meint allerdings ein »Feuervogel«), ein anderer schreibt: ewig. Dritte philosophieren von »enzymatischen Prozessen«, und dass es drauf ankommt, und das klingt doch immer am gelehrtesten. Fett möchte ranzig werden, ganz langsam aber sicher, was man aber schmeckt. Wobei beim Bayern Schmecken schon gleich Riechen ist. Also keine Bange! Selbst die Wikipedia beruhigt: »Daher sollte man beim Verzehr von Frittiertem auf natürliche Ekelreaktionen achten, welche noch vor Erreichen gesundheitsschädlicher Anteile von Zersetzungsmaterial im Öl automatisch Alarm schlagen.«